Präludium, Fuge, Sonate, Variationen aus drei Jahrhunderten
Am Freitag, 12. Juli um 20 Uhr spielt Dr. Alexander Warnke ein Orgelkonzert an der historischen Barockorgel Eckenhagen mit Werken von Krebs, Rinck, Böhm, Bach, Hielscher und Brosig.
Die im Konzert zu Gehör gebrachten Kompositionen enthalten einerseits Werke aus dem zeitlichen Umfeld der Erbauung der 1795 von Johann Christian Kleine aus Freckhausen erschaffenen Orgel (Krebs, Rinck). Daneben kommt die Lehrer- und Vorbildgeneration zu ihrem Recht (Bach, Böhm), welche mit den beiden ausgewählten kammermusikalisch geprägten Werken besonders gut zum Klangcharakter der Kleine-Orgel passt. Ihre herausragende Vielseitigkeit mag darüber hinaus durch das romantische Werk Brosigs sowie die Partita Hielschers unterstrichen werden, wobei letztere Stilelemente von der Klassik bis zum Jazz einbezieht.
Der Bach-Schüler Johann Ludwig Krebs komponierte vier kleine Präludien, die vermutlich Unterrichtszwecken dienten, aber ebenso geeignet sind, die Klangvielfalt einer Orgel vorzustellen. Die Choralvariationen Johann Christian Rincks bringen auf unmittelbar eingängige Weise die Choralmelodie „Wer nur den lieben Gott lässt walten“ nahe (in einer älteren als in der heute gebräuchlichen Version). Sie entstammen seiner bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts weltweit stark verbreiteten ‚Praktischen Orgelschule‘ (1819-1821) und markieren sowohl stilistisch als auch spieltechnisch den Übergang von der Klassik zur Frühromantik.
Georg Böhm verbrachte die ersten 30 Jahre seines Lebens in Thüringen. Es ist durchaus wahrscheinlich, dass er gegen Ende dieser Zeit auch noch die neuartigen Streicherstimmen, die in den thüringischen Orgelbau Einzug hielten, kennenlernte. So baute etwa Tobias Gottfried Trost 1686 in seine Orgel in Mutzschen ein Quinta Viola 8‘ ein – in Abkehr von der bis dato üblichen, norddeutsch inspirierten Quintade. Dem entspricht die heutige Darstellung des Präludiums g-moll auf Violine 8‘ und 4‘ im Positiv. Böhms Werk in g-moll gehört nicht zu seinen großen, mit voller Orgel und Pedal auszuführenden Präludien und Fugen, sondern zielt auf eine Ausführung auf dem ‚Clavier‘ , wozu neben der Orgel auch Cembalo und Clavichord gehörten. Dem trägt die heutige kammermusikalische Darstellung auch von Fuge und Postludium Rechnung. Nach dem Bach-Biographen Philipp Spitta folgt auf das in ‚herb-süßen‘ Harmonien schwelgende Präludium eine graziöse Fuge. Das Finale bildet ein eher toccatenhafter Teil, welchen Robert Schumann eine ‚gespenstige Kaprice‘ (Caprice = freie Fantasie) nannte.
Johann Sebastian Bach schrieb um 1730 sechs Sonaten mit drei selbstständigen Stimmen für zwei Kammerorchester, und bietet die Möglichkeit farbig nuancierter Registrierungen.
Hans Uwe Hielscher, viele Jahre Organist an der Marktkirche in Wiesbaden und einer der führenden Orgelvirtuosen des deutschsprachigen Raums, komponierte in unterschiedlichen Formen Variationen, die den Gehalt des Erntedankliedes „Wir pflügen und wir streuen“ mit einem Augenzwinkern stimmungsvoll nahe bringen.
Die Fantasie über „Christ ist erstanden“ von Moritz Brosig gliedert sich in eine ‚strenge‘ Durchführung der einzelnen Choralzeilen im altertümlichen Stil, auf die eine bewegte Fuge folgt, welche das Choralthema nur locker aufnimmt. Nach dem wörtlich zitierten Choral, gespielt auf Grundstimmen im Positiv, krönt ein weiterer fugenhafter Teil das Werk, in welchen die Choralmelodie triumphal eingewoben ist.
Alexander Warnke
Tickets an der Abendkasse:
10,- EUR / 7,- EUR ermäßigt
15,- EUR Familienkarte
Eckenhagen, Ev. Kirche, Kirchbergstr. 4, 51580 Reichshof
Alexander Warnke, Dr. theol., studierte Ev. Theologie und Kirchenmusik, künstlerisches Orgelspiel bei Christoph Grohmann und ist nach Pfarrdienst in Duisburg und Kantorentätigkeit an der Stadtkirche St. Marien in Ribnitz-Damgarten (Ostsee) Schulpfarrer am Städtischen Lindengymnasium Gummersbach sowie Organist der Kirchengemeinde Marienhagen-Drespe.
Meisterkurse bei Pieter van Dijk, Hans-Ola Ericsson, Jon Laukvik, Almut Rößler, Harald Vogel, Wolfgang Zerer u.a. vertieften sein Bemühen um stilgerechte Darstellung insbesondere der Orgelmusik des Barock sowie des 20. Jahrhunderts.
Seine Konzerttätigkeit führte ihn an Denkmalorgeln und bedeutende zeitgenössische Instrumente in Altenburg (Trost-Orgel), Duisburg (Kuhn), Marburg/Lahn (Klais, Schuke), Neudietendorf (Walcker), Rostock (Sauer), Wien (Rieger) u. a.